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  • Ungeschützter Sex Symbolbild: Ein Mann öffnet ein Kondom-Päckchen. Unprotected sex Symbolic image: A man opens a condom packet.

    Ungeschützter Sex: Wo liegt der Reiz? (Und wie du dich dennoch schützen kannst)

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    Mike
    Zuletzt aktualisiert: 04.11.2025
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    6 Min

    Ungeschützter Sex: Für manche Männer ist der Gedanke so heiß, dass sie freiwillig auf Kondome verzichten. Das kann riskant sein, es gibt aber auch Möglichkeiten, wie du dich schützen kannst. Falls du zum Typ „Safer Sex“ gehörst, ist die Vorstellung ungeschützten Geschlechtsverkehr zu haben für dich womöglich unvorstellbar. Vielleicht bist du aber auch der Typ, der sich vom Gedanken daran schon scharf machen lässt? Wir klären auf und verraten dir nicht nur, wo für viele schwule Männer der Reiz liegt, sondern auch, wie du dich trotzdem schützen kannst.

    Ungeschützter Sex: Was macht ihn für Männer so erotisch?

    Für viele Gays liegt der Reiz von ungeschütztem Sex nicht nur im Weglassen des Kondoms, sondern in dem Gefühl der Verruchtheit und maximaler Intimität mit dem Partner. Der Körperkontakt ist intensiver, direkter und fühlt sich noch vertrauter an. Einem Menschen so nahe zu sein und auf jegliche Barriere zu verzichten, kann sich sehr aufregend anfühlen.

    Dazu kommt der mentale Kick, denn oft fühlt sich Sex ohne Gummi an wie ein bewusster Regelbruch oder das Überschreiten eines Tabus. Für andere ist ungeschützter Sex einfach animalisch, pur und instinktiv. Bareback ist für sie keine Leichtigkeit, sondern ein ganz gezielter Akt mit klarer Aussage.

    Und dann gibt es noch den ganz klassischen Grund, bei dem das Gummi einfach ein Störfaktor ist. Das Anziehen unterbricht den Flow, der Akt wird durchs Kondom als steril erlebt oder das Gefühl ist einfach nicht mehr so schön wie vorher. Gerade in festen Partnerschaften fällt das Kondom irgendwann weg, weil man sich liebt, vertraut und eventuell sogar getestet hat.

    Trotzdem muss klar sein, dass der Verzicht auf ein Kondom eine Entscheidung mit Risiken sein kann. Genau deshalb ist es so wichtig, über Schutzalternativen zu sprechen. Ungeschützt zu Vögeln muss nicht automatisch unvernünftig sein.

    Schutz durch Tests vor dem Sex

    Wenn du auf Kondome verzichten willst, kannst du dich trotzdem schützen. Ein beliebter Ansatz ist es, sich regelmäßig auf STI testen zu lassen. Regelmäßig heißt, dass du nicht wartest bis es juckt, sondern auch testest, wenn du dich bester Gesundheit erfreust. So kannst du das Risiko minimieren und trotzdem das „bare“ Gefühl genießen.

    Moderne Tests können viele sexuell übertragbaren Infektionen aufdecken:

    HIV

    Syphilis

    Chlamydien

    Tripper

    Hepatitis C

    Das sind wohl die wichtigsten Ansteckungsgefahren beim Sex ohne Kondom. Wenn du dich vor einem Date testest und dein Partner auch, könnt ihr relativ sicher sein, dass keiner von euch infektiös ist.

    Denk aber daran, dass so ein Test immer nur eine Momentaufnahme ist. Gerade bei HIV gibt es das sogenannte „diagnostische Fenster“. Es ist eine Phase, in der dein Gegenüber bereits infiziert ist, aber der Test noch keinen Nachweis liefert. Daher gilt: Ein frischer HIV-Test ist super, ein regelmäßiger HIV-Test ist besser.

    Gut zu wissen: Nicht alle STIs sind sofort nachweisbar oder symptomatisch. Chlamydien verlaufen zum Beispiel oft ohne Beschwerden, sind aber trotzdem ansteckend. Es ist daher gerade bei wechselnden Partnern wichtig, dass du in gewissen Abständen ein komplettes Screening machst, um deinen Status Quo zu kennen.

    Vor HIV kann dich die PrEP schützen

    Die PrEP (Prä-Expositions-Prophylaxe) hat den Schutz vor HIV deutlich verändert. Einfach gesagt nimmst du jetzt ein Medikament vor dem Sex und schützt dich dadurch zuverlässig vor einer Infektion. Für Männer, die auf Kondome verzichten möchten, ist das ein Gamechanger.

    Was die PrEP so einzigartig macht ist, dass sie wissenschaftlich gut erforscht ist und die Schutzwirkung ähnlich der eines Kondoms ist, wenn du sie regelmäßig und korrekt nutzt. Dabei kannst du zwischen zwei Versionen wählen. Entweder nimmst du sie täglich, für den durchgehenden Schutz oder „on demand“, gezielt vor dem Sex. Das gibt dir Flexibilität, deine Sexualität zu planen und dich abzusichern. Wenn du häufig Gelegenheitssex hast, ist die dauerhafte PrEP die bessere Option.

    Wichtig zu wissen: Die PrEP ist kein Selbstläufer. Damit sie wirkt, musst du sie disziplinziert einnehmen und deinen Gesundheitsstatus regelmäßig checken lassen. Alle drei Monate ist das Pflicht, inklusive STI-Tests und Nierenwerten. Bedenke außerdem, dass die PrEP nur vor HIV schützt, nicht vor allen anderen sexuell übertragbaren Infektionen wie Tripper, Syphilis oder Hepatitis.

    Nebenwirkungen sind möglich, meist treten sie aber nur vorübergehend auf. Einige Männer leiden unter Magen-Darm-Beschwerden, manchmal verändern sich die Nierenwerte. Da du ärztlich begleitet wirst und Blutkontrollen gemacht werden, bist du mit der PrEP aber ziemlich sicher.

    Große Irrtümer: Was nicht vor STI und HIV schützt

    Trotz besserer Aufklärung gibt es immer noch Mythen und erschreckende Irrglauben, was beim Sex alles Schutz bieten könnte. Manche davon halten sich hartnäckig, obwohl sie längst widerlegt sind. Wir verraten dir fünf Irrtümer, denen du nicht auf den Leim gehen solltest.

    1. Wer gesund aussieht hat auch nichts

    STI-Träger sind keine Zombies mit Pocken im Gesicht. Viele Infektionen laufen symptomfrei ab oder treten erst spät in Erscheinung. Du siehst einem Menschen nicht an, ob er einen Tripper hat, Chlamydien mit sich schleppt oder mit HIV infiziert ist. Dein Gegenüber muss noch nicht einmal wissen, ob er infiziert ist.

    2. Wenn ich nur top bin, kann ich mich nicht anstecken

    Auch das ist falsch. Das Risiko für eine HIV-Infektion ist beim Eindringen zwar geringer als beim Empfangen, aber es ist nicht null. Und für andere STIs wie Syphilis, Tripper oder Feigwarzen ist es völlig egal, ob du Top oder Bottom bist, hier reicht Schleimhautkontakt.

    3. Ich wasch mich danach und alles ist gut

    Klingt zwar logisch, bringt aber nichts. Erkältungsviren kannst du von der Hand waschen, STIs werden aber beim Sex selbst übertragen und nicht danach. Wasser, Seife und selbst ein gutes Desinfektionsmittel können keine Viren oder Bakterien rückgängig machen, die längst drin sind.

    4. Monogamie schützt automatisch

    Das stimmt nur dann, wenn ihr beide wirklich treu seid und vorher getestet wurdet. Wenn du dich auf Exklusivität verlässt, gibt es keine Garantie. Absolute Sicherheit gibt es in keiner Partnerschaft, auch wenn viele Paare wirklich treu sind.

    5. Ich spüre sofort, wenn ich was habe

    Auch das ist ein Irrglaube, denn die meisten STIs sind zu Beginn komplett symptomfrei. Du merkst sie erst, wenn sie schon fortgeschritten sind. Dazwischen war mit Pech genug Zeit, dass auch du sie an andere Personen weitergegeben hast.

    Fazit Ungeschützter Sex: Der Reiz ist da, das Risiko (unter Umständen) auch

    Kein Zweifel, ungeschützter Sex kann verdammt heiß sein, aber er bringt auch Risiken mit sich. Das Kondom ist aber heute für Männer nicht mehr die einzige Möglichkeit sich zu schützen. Du kannst dich testen, du kannst deinen Partner um Tests bitten und du kannst mit der PrEP vor HIV vorbeugen. All das bringt dir aber nur dann etwas, wenn du dich auch auf dein Gegenüber verlassen kannst. Wenn du dich testest, der andere aber nicht, schützt du und begibst dich selbst in Gefahr. Wenn du dir unsicher bist oder lieber mit Kondom Sex haben möchtest, ist das dein Recht, auf das du bestehen kannst!

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