Impfungen für Männer: Welche sind sinnvoll und wichtig?

Impfungen für Männer Symbolbild: Eine Spritze liegt auf einem bunt gestreiften Hintergrund. Vaccinations for men Symbolic image: A syringe lies on a colorful striped background.
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Hast du schon mal über spezielle Impfungen für Männer nachgedacht oder stehen ein paar davon sogar in deinem Impfpass? Gegen Masern, Mumps, Röteln, Tetanus, Polio und Diphterie sind wir fast alle geimpft. Diese Impfungen werden bereits im Kindesalter verabreicht und später höchstens noch einmal aufgefrischt. Sie sind unabhängig vom Geschlecht und der sexuellen Orientierung. Dann gibt es aber noch einige Impfungen, die speziell für Männer sinnvoll sein könnten. Welche das sind, ob du sie brauchst und wie sie ablaufen, verraten wir dir.

Impfung gegen Hepatitis A

Zwar ist eine Hepatitis A-Infektion nicht so gefährlich wie Hepatitis B und C, trotzdem ist eine Impfung für Männer hier sinnvoll. Die Erkrankung wird fäkal-oral übertragen, in der Regel durch Wasser oder Lebensmittel, die mit Viren verunreinigt sind. Theoretisch ist es aber auch möglich, sich mit infizierten Sexspielzeugen oder bei anderen Menschen anzustecken.

Leidest du unter Hepatitis A, entwickelt sich eine akute Leberentzündung. Sie chronifiziert zwar nicht, unangenehm ist sie aber trotzdem. Hast du die Infektion überstanden, bist du immun. Eine weitere Erkrankung ist äußerst unwahrscheinlich.

Wie wird gegen Hepatitis A geimpft?

Es handelt sich um einen „Totimpfstoff“, bei dem inaktivierte Viren in Kombination mit einem Aluminiumadjuvans injiziert werden. Du kannst dich einzeln, aber auch kombiniert gegen Hepatitis A und B impfen lassen.

Du benötigst zwei Impfdosen, die im Abstand von einem halben Jahr verabreicht werden. Bei der Kombi-Impfung brauchen erwachsene Personen über 16 Jahre drei Impfdosen. Die Impfung wird für Männer mit sexuellem Kontakt zu Männern empfohlen. Einmal abgeschlossen brauchst du keine Auffrischimpfung.

Von der Krankenkasse wird die Impfung nur bei STIKO-Empfehlung übernommen. Wenn du sexuellen Kontakt mit Männer hast, gehörst du laut RKI zur entsprechenden Gruppe und kannst die Kostenübernahme durch deine Krankenkasse beantragen.

Einen Impftermin bekommst du in der Regel entweder bei deinem Hausarzt, der das Serum für dich bestellen kann oder im Tropenzentrum. Manche Gesundheitsämter bieten ebenfalls Impfungen an.

Impfung gegen Hepatitis B

Eine Infektion mit Hepatitis B Viren findet fast ausschließlich durch den Kontakt mit kontaminiertem Blut und Körperflüssigkeiten statt. In Deutschland gilt eine allgemeine Empfehlung zur Grundimmunisierung bei Säuglingen und Jugendlichen. Du kannst deinen Impfschutz aber auch als erwachsene Person noch nachholen.

Die Übertragung von Hepatitis B passiert schnell, da die Viren nicht nur im Körper, sondern auch außerhalb aktiv bleiben. Theoretisch kannst du dich sogar an Zahnbürsten, Sexspielzeugen oder sogar dem Rasierer deines Partners anstecken. Problematisch ist, dass eine Person bereits ansteckend sein kann, bevor sie Symptome zeigt. Wer sich chronisch infiziert hat, übertragt das Virus unter Umständen jahrelang.

Nach der Ansteckung dauert es bis zu 120 Tage, bis sich erste Symptome zeigen. Sie äußern sich ähnlich wie eine Grippe, es kann zur Gelbsucht kommen. Viele Erwachsene überstehen die Erkrankung folgenlos, sie kann aber chronisch werden und monatelang dauern.

Wie wird gegen Hepatitis B geimpft?

Das Impfschema hängt vom Impfstoff ab. In der Regel benötigst du mindestens zwei und maximal vier Dosen. Am häufigsten wird dreifach gespritzt. Du bekommst die erste Dosis, einen Monat später die zweite Spritze und sechs Monate später die letzte Spritze.

Es sind verkürzte Impfschemata möglich, wenn du zum Beispiel dringend in den Urlaub fahren möchtest. Hier wird dann eine Woche nach der Erstimpfung und 21 Tage danach die jeweils zweite und dritte Dosis verabreicht. Um einen langfristigen Impfschutz zu etablieren, reicht diese Dreierkombination nicht. Du benötigst nach sechs bis 12 Monaten noch eine vierte Spritze.

Seit 2022 gibt es für Menschen über 18 Jahre den Impfstoff HEPLISAV B. Er wird mit zwei Impfungen und verkürztem Impfschema gegeben.

Da die Hepatitis B Impfung von der STIKO empfohlen wird, übernimmt die Krankenkasse die Kosten für dich. Lasse dich am besten gleich in Kombination mit Hepatitis A impfen, wenn du diese Impfung noch nicht hast.

Impfung gegen MPOX (Affenpocken)

Eigentlich gelten Pocken als ausgerottet, Affenpocken verbreiten sich aber seit einigen Jahren immer wieder. Waren bis 2022 primär Tiere betroffen, zeigt sich seit April 2022 eine zunehmende Übertragung unter Menschen.

Übertragen wird das Virus durch Schleimhaut- und Hautkontakt, besonders wenn die Haut beschädigt ist. Geschlechtsverkehr gilt als häufiger Übertragungsweg, obwohl es bislang keinen wissenschaftlichen Nachweis zur Übertragung durch Spermien gibt.

Die Symptome beginnen grippeähnlich mit Muskelschmerzen, Fieber und Kopfschmerzen. Die typischen Pusteln im Genital- und Analbereich treten erst nach einigen Tagen bis Wochen auf. Betroffene sind ansteckend, bis die letzte Pusten verschwunden ist. Die Heilungszeit dauert im Schnitt drei Wochen.

Primär wurden Affenpockenfälle bei Transgendern und schwulen Männern beobachtet, daher ist die Impfung für Männer besonders wichtig.

Wie wird gegen MPOX geimpft?

In der EU steht mit Imvanex ein zuverlässiger und zugelassener Impfstoff gegen Affenpocken zur Verfügung. Die deutsche Aidshilfe berichtet, dass die Impfung als Schutzmaßnahme für Männer empfohlen wird, die mit wechselnden Männern Sex haben.

Die Impfung schützt zuverlässig vor einer Infektion und im Krankheitsfall vor einem schweren Verlauf. Die Kosten musst du in den meisten Fällen selbst bezahlen, kannst sie als Risikopatient aber von der Krankenkasse zurückfordern.

Übrigens empfiehlt die STIKO nicht nur eine vorbeugende Impfung, sondern auch eine nachträgliche, wenn du beispielsweise Sex mit einer infizierten Person hattest. Im Zeitraum von 14 Tagen nach dem Kontakt zur infizierten Person und gleichzeitiger Symptomfreiheit kannst du die Erkrankung damit vermeiden.

Bist du mit HIV infiziert, kannst du ebenfalls gegen Affenpocken geimpft werden. Der Empfehlung nach benötigst du in diesem Fall zwei Dosen, selbst wenn du bereits eine klassische Pockenimpfung hattest.

Impfung gegen HPV

Die HPV-Impfung ist vor allem bei jungen Mädchen Standard, denn sie schützt vor Gebärmutterhalskrebs. Bei jungen und erwachsenen Männern kommt sie deutlich seltener zum Einsatz.

Eine HPV-Infektion kann nicht nur zu Gebärmutterhalskrebs bei Personen mit Uterus führen, sondern auch zu Krebs im Genital- und Analbereich. Selbst Karzinome im Rachenraum und Mund können durch das Virus ausgelöst werden.

Eine Immunisierung wird bereits für Kinder ab neun Jahren empfohlen, und zwar unabhängig vom Geschlecht. Die STIKO kam zur Empfehlung für Jungs, weil das Papillomvirus nicht nur für Mädchen, sondern auch für Männer gefährlich sein kann.

Pro Jahr werden laut AOK folgende Erkrankungen festgestellt:

  • 250 Karzinome des Penis
  • 600 Analkarzinome
  • 750 Krebserkrankungen im Rachen- und Mundraum durch HPV-Infektionen

Entgegen landläufigen Thesen kann die HPV-Impfung keine HPV-Infektion auslösen!

Wie wird gegen HPV geimpft?

Idealerweise werden bereits Kinder ab neun Jahren geimpft. Der Impfstoff wird dann im Zweierschema verabreicht. Nach der ersten Impfung muss die zweite Dosis nach spätestens 13 Monaten gegeben werden.

Im Alter von 15 Jahren steht eine dritte Nachholimpfung ab. Bist du bei der Erstimpfung über 15 Jahre alt, brauchst du von Anfang an drei Impfdosen. Du erhältst die zweite Dosis zwei Monate nach der Erstimpfung und ein halbes Jahr nach der Erstimpfung die dritte Dosis.

Der HPV-Schutz dauert nach bisherigen Erkenntnissen an. Ein einmal vollständig aufgebauter Impfschutz muss nicht noch einmal nachgeholt werden. Die Kosten für die Impfung übernimmt deine Krankenkasse.

Fazit: Impfungen für Männer schützen vor Erkrankungen

Wenn du gegen Hepatitis A, B sowie MPOX und HPV geimpft bist, hast du einen guten Schutzstatus als homosexueller Mann. Bedenke aber, dass diese Impfungen nicht vor allem möglichen STIs und übertragbaren Erkrankungen schützen. Für Safersex sind Kondome immer noch ein sehr wichtiges Hilfsmittel. Sie schützen allerdings nicht vor Affenpocken und Erkrankungen, die auch durch Tröpfchen und Schmierinfektionen weitergegeben werden.

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