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Beim Wort BDSM denkst du vermutlich gleich an Peitschen, Schmerz und schwarze Lederstiefel. Das alles gehört dazu, aber BDSM ist noch viel mehr. Es geht nicht nur um Lust durch Dominanz und Unterwerfung, sondern immer auch um Vertrauen, Kommunikation und gegenseitigen Respekt. Die 4Cs BDSM wurden als Leitprinzipien entwickelt, die dabei helfen sollen, alle Spielarten sicher und einvernehmlich zu machen. Die 4Cs sind sozusagen eine Blaupause für die gelebte Praxis. Wenn du weiterliest, zeigen dir, wie du sie (egal ob als Dom, Sub oder Switch) anwenden kannst.
1. Caring – Warum Fürsorge nicht soft, sondern sexy ist
Die Begriffe Caring und BDSM in einem Atemzug zu nennen, klingt im ersten Moment vielleicht widersprüchlich. Aber Caring ist tatsächlich das Fundament jeder guten BDSM-Dynamik.
Egal, ob du der dominante Part bist oder dich gerne hingibst, Fürsorge heißt, dass du dich nicht nur für den geilen Kick interessierst, sondern immer auch das emotionale und körperliche Wohlbefinden deines Partners im Block behältst.
Ganz konkret in der Praxis heißt Caring, dass du auf die Signale deines Partners achtest, also auf seine Körpersprache, Atmung und Mimik. Außerdem fragst du aktiv nach, ob es ihm mit dem, was gerade passiert, gut geht. Caring bedeutet aber auch, dass du auch nach dem Spiel präsent bleibst (Aftercare gehört also auch dazu).
Vor allem unter schwulen Männern, wo Männlichkeit oft mit Härte gleichgesetzt wird, ist es ein echtes Statement, nach dem Motto zu handeln: „Ich bin dominant, also bin ich auch verantwortlich.“ An dieser Stelle ein Tipp, falls du ein Sub bist. Wenn dein Dom kein Interesse an deinem emotionalen Wohl zeigt, ist es Zeit entweder für ein Gespräch oder für einen neuen Dom.
2. Communication – Ehrlich reden ist geil.
BDSM ohne Kommunikation ist wie Analsex ohne Gleitgel, funktioniert zwar, ist aber verdammt schmerzhaft. Wenn hier von Kommunikation die Rede ist, ist nicht nur der kurze Smalltalk vor der Session gemeint. Es geht auch um den Austausch während und nach dem Spiel.
Fragst du dich gerade, was gute Kommunikation ausmacht? Da wäre zunächst mal der Austausch vorher. Was sind eure Vorlieben, wo liegen eure Grenzen und Tabus? Welche Rollen reizen euch? Aber auch während einer Session braucht es Kommunikation. Ein Safe Word ist mit Blick auf die 4Cs BDSM kein Nice-to-Have, sondern absolute Pflicht. Auch Gesten (z. B. dreimal auf den Boden klopfen) sind gut, falls Worte nicht mehr gehen. Und schlussendlich braucht es ein Gespräch danach, ein Feedback. Was war geil? Was ging nicht? Was könnt ihr beim nächsten Mal besser machen?
Gerade in der Gay-Community sind sexuelle Begegnungen oft spontan oder anonym (z. B. in Darkrooms). Da wird das miteinander reden zu oft vergessen. Dabei hat sich die alte Weisheit, dass diejenigen, die offen, ehrlich und viel kommunizieren, den besseren, intensiveren und sichereren Sex haben.
3. Consent: Kein Konsens, kein Kink
Einvernehmlichkeit ist die zentrale Voraussetzung für heißen und befriedigende BDSM-Sessions. Deshalb ist sie auch nicht verhandelbar. Consent heißt, dass beide (oder alle) Beteiligten genau wissen, was passiert und aktiv Ja dazu sagen. Es gibt kein „Er hat ja nicht Nein gesagt“, oder „War doch klar, was ich will“. Nein heißt nein, und alles andere muss klar abgesprochen sein.
Consent bedeutet also vor allem Klarheit. Es ist allen Beteiligten klar, dass für dich zum Beispiel Bondage okay ist, du bei Atemspielen aber nicht mitmachst. Es geht auch darum, Grenzen zu akzeptieren. Wenn dein Partner sagt, dass eine Praxis für ihn tabu ist, dann respektierst du das ohne Wenn und Aber.
Wichtig ist zudem, dass du dein Einverständnis Jederzeit widerrufen kannst. Obwohl du zuerst Ja gesagt hast, darfst du zu jedem Zeitpunkt deine Meinung ändern und Stopp sagen. Gerade beim BDSM, wo Machtverhältnisse, Fetische und Rollenspiele stark betont werden, ist es wichtig, diese Grenzen zu respektieren. Konsens kann übrigens auch sehr sexy kommuniziert werden. Warum sollte euer kurzer, direkter Austausch über Wünsche nicht schon Teil eines heißen Vorspiels sein.
An dieser Stelle ein Tipp für alle: Tauscht euch nicht nur über das, was ihr tun wollt, sondern auch über das, was euch triggert und ein schlechtes Gefühl verursacht.
4. Caution: Spielen mit Vorsicht ist keine Spaßbremse
Keine Frage, BDSM mit all seinen verschiedenen Spielarten ist extrem aufregend. Aber gerade, weil es dabei körperlich und psychisch sehr intensiv werden kann, gehört Vorsicht mit ins Spiel. Caution bedeutet nicht, dass du wie ein Hypochonder durch deine Session rennen sollst. Vielmehr sollst du bewusst und verantwortungsvoll handeln.
Es gibt verschiedene Aspekte, auf die du mit Blick auf Caution achten solltest. Dazu gehört zum Beispiel der Safer Use von BDSM Equipment und anderen Sextoys. Alle Spielsachen, die den Weg in oder an deinen Körper finden, sollten sauber und desinfiziert sein und natürlich funktionieren. Außerdem solltest du dich auskennen, etwa mit Fesseln. Weißt du beispielsweise, wo Nerven und Arterien verlaufen? Wenn du Atemkontrolle ausübst, musst du die möglichen Risiken kennen und wissen, wie du deinen Partner schnellstmöglich befreist.
Zum Bereich Caution gehört auch der verantwortungsvolle Umgang beziehungsweise der Verzicht auf Substanzen wie Drogen oder Alkohol. Sind sie im Spiel, ist keine BDSM-Session wirklich sicher. Besonders wenn du ein Fan von Chemsex bist (kommt in der Szene leider häufig vor), steigt das Risiko massiv. Caution ist also nichts anderes als ein Zeichen von Respekt für dich selbst und für deinen Partner. BDSM ist keine Mutprobe, es ist immer ein Spiel mit Verantwortung.
Ein Tipp für Fortgeschrittene: Wenn du Risk Play (z. B. Atemkontrolle, Nadeln, Elektro) betreibst, informiere dich vorher bitte gut und habe immer einen Notfall-Plan B parat.
Warum die 4Cs BDSM gerade für schwule Männer so wichtig sind
In der schwulen Szene gibt es in Bezug auf Macht, Lust und Verletzlichkeit viele verschiedene Ebenen. Manche erleben durch BDSM endlich eine Möglichkeit, Kontrolle abzugeben, für andere ist es reizvoll, Kontrolle zu übernehmen. Genau deshalb sind die 4Cs BDSM so wichtig. Sie helfen dir, dich in Spielräume zu begeben, die sexuell extrem intensiv und gleichzeitig emotional sicher sind. Denk immer dran, dass es zwar sexy ist, wenn jemand weiß, was er tut, es aber noch viel sexier ist, wenn er dabei verantwortungsvoll handelt.
Aftercare: Der 5. C, den du nicht vergessen solltest
Der Begriff Aftercare ist zwar nicht offiziell Teil der 4Cs BDSM, aber fast genauso wichtig. Nach einer intensiven Session, vor allem, wenn sie mit Schmerz, Demütigung oder Kontrollverlust verbunden war, ist es essentiell, dass alle Beteiligten wieder in den „normalen“ emotionalen Zustand zurückfinden.
Aftercare leistet hier gut Arbeit. Die Sorge „danach“ kann beispielsweise einfach darin bestehen, dem Partner eine Decke zu reichen, mit ihm zu kuscheln oder ihm Wasser zu geben. Außerdem wirken reden, zuhören und affirmieren („Du warst toll. Danke für dein Vertrauen.“) echte Wunder. Beim Thema Körperkontakt oder Abstand solltest du darauf achten, was dein Gegenüber gerade möchte. Gib ihm einfach das, was er gerade braucht.
Kleiner Tipp: Sprecht schon vor der Session ab, ob und wie ihr Aftercare braucht. Falls es gewünscht ist, nehmt euch ausreichend Zeit dafür.
Fazit: Die 4Cs BDSM sorgen für sichere Lust
Caring, Communication, Consent, Caution, das alles klingt auf den ersten Blick vielleicht wie ein steifer, lustkillender Regelkatalog. Aber die 4Cs BDSM sind die Schlüssel zu gutem, sicherem und überaus heißem BDSM. Indem du die 4Cs BDSM ernstnimmst, zeigst du nicht nur, dass du weißt, was du willst, sondern auch, dass du bereit bist, mit deinem Partner (oder auch mehreren Partnern) eine intensive und lustvolle Zeit zu erleben.
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