Shibari vs. Kinbaku: Was ist der Unterschied?

Shibari vs. Kinbaku Symbolbild: Nackter männlicher Oberkörper, das Gesicht wird von einem dicken Seil verdeckt. Englisch: Shibari vs. Kinbaku Symbolic image: Naked male torso, face covered by a thick rope.
4 Min. Lesezeit

Den Begriff Shibari hast du aus der BDSM-Szene vielleicht schon mal gehört. Kennst du dann auch die Bezeichnung Kinbaku und rätselst schon eine ganze Weile, was eigentlich der Unterschied ist? Da bist du nicht alleine, viele Bondage-Liebhaber bekommen in Anbetracht der japanischen Bezeichnungen Schnappatmung, denn eigentlich bedeuten sie beide dasselbe. Shibari ist ein Substantiv und steht für Regulierung, Grenze oder Bindung. Kinbaku ist ebenfalls ein Substantiv und steht für eng binden bzw. enge Bindung. Alles ähnlich und doch ganz anders. Wir klären auf.

Was ist Shibari und wie funktioniert es?

Wenn du den Anblick von gefesselten und von der Decke hängenden Menschen erotisch und ästhetisch findest, gefällt dir Shibari. So wird diese japanische Fesselkunst bezeichnet, bei der es zwar auch um Erotik, vielfach aber vor allem um Ästhetik geht.

Wie beim klassischen BDSM auch, sind beim japanischen Shibari alle Beteiligungen mit der Fesselung einverstanden. Manchmal ist die gefesselte Person nackt, manchmal aber auch vollständig bekleidet. Im Japanischen nennen die Menschen die nackte Fesselung eher Kinbaku, denn das japanische Shibari steht erst einmal nur für „Bindung“ und hat wenig mit dem erotischen Kontext zu tun.

Anders als im BDSM geht es nicht darum, die gefesselte Person zu immobilisieren und zu verschnüren. Stattdessen gewinnen die Beteiligten Freude am Fesseln selbst und an den kunstvollen Knoten auf der Haut.

Für eine Shibari-Session braucht es immer mindestens zwei Personen. Wenn du fesselst, bist du der „Rigger“. Wirst du gefesselt, bezeichnet man dich im Japanischen als „Bunny“ oder „Rope-Bunny“. Manchmal wird auch das neutralere Wort Model genutzt, insbesondere wenn es keine sexuelle Verbindung zwischen den Beteiligten gibt.

Kommunikation durch Seile

Shibari lebt dadurch, dass der Rigger mithilfe von Seilen kommuniziert. Er kann sie fester ziehen oder locker lassen, um seinem Bunny etwas mitzuteilen. Der gesamte Fesselungsprozess ist das Spiel, ein sexueller Höhepunkt kann passieren, ist aber kein Standard oder gar ein Muss.

In Japan ist Shibari außerdem eine kunstvolle (erotische) Ausdrucksform, die stellenweise vor Zuschauern praktiziert wird und auch Teil von erotischen Fotografien oder gar Pornos darstellt. Es gibt zahlreiche Fesseltechniken, die auf die früheren Samurai-Künste zurückzuführen sind.

Was ist Kinbaku und wie funktioniert es?

Es gibt viele Erklärungen zu Shibari und nur wenige zu Kinbaku. Meist werden die beiden Begriffe synonym zueinander verwendet, wobei Kinbaku eher für festes Fesseln steht und Shibari dekorativer gestaltet ist. Große Unterschiede gibt es nicht, beides sind Fesselkünste, die in Japan praktiziert werden und den Weg nach Europa gefunden haben.

Auch Kinbaku ist nicht zwingend mit Sex verbunden, wobei Erotik eine Rolle spielt. Entwickelt wurden die Fesseltechniken aus dem früheren Hojojutsu, eine Fesselung, die von der japanischen Polizei und von Angehörigen des Militärs während des Mittelalters genutzt wurde. Hojojutsu hatte keine sexuelle Komponente.

Worin unterscheiden sich Shibari, Kinbaku und Bondage?

Verwenden wir nun Shibari und Kinbaku als Synonyme für japanische Fesselkünste und vergleichen es mit Bondage, gibt es deutliche Unterschiede. Bondage ist der Oberbegriff von Fesselspielen im BDSM-Bereich, bei denen die Immobilisierung einer Person im Vordergrund steht.

Beim japanischen Fesseln ist vor allem die Knotenkunst ein wichtiger Punkt. Es werden primär Seile genutzt, aber auch Extras wie Holzstäbe. Bondage arbeitet hingegen auch mit Handschellen, Klebebändern und anderen Fesselmöglichkeiten. Hier wird fixiert, um die Machtverhältnisse klarzustellen. Shibari ist beweglicher, flexibler und setzt auf sehr komplexe Seilkombinationen und Knoten.

Kann jeder Shibari?

Selbst wenn du im BDSM bereits Erfahrungen gesammelt hast, braucht es für Shibari eine Menge Wissen. Es kann eine intensive Bereicherung deines Sexuallebens sein, egal ob du fesselst oder gefesselt wirst. Für einen reibungslosen Ablauf braucht es aber sowohl Kenntnisse über die Knotenbindung und Seiltechniken sowie hochwertiges Equipment. Oft wird der Gefesselte an der Decke aufgehängt oder kunstvoll drapiert, sodass Sicherheit an vorderster Stelle steht.

Du findest in Deutschland Workshops, die dir Shibari näherbringen, außerdem existieren Online-Tutorials, die du für dich nutzen kannst.

In Einsteigerkursen lernst du beispielsweise Themen wie:

  • Sicherheit, Nervensysteme, Atmung und Verhalten in Notsituationen
  • Alles über die richtigen Seile, Verlängerung, Pflege
  • Knoten und Techniken
  • Grundlagen des Fesselns

Am Anfang wirst du nur wenige Knoten beherrschen und viel Übung brauchen, um dein Wissen zu intensivieren. Shibari ist nichts, was du nebenbei auf einer BDSM-Party ausprobierst, wenn du noch nie kunstvoll gefesselt hast. Und es ist auch nichts, dem du dich bei einem unerfahrenen Partner hingeben solltest. Bist du der Bunny, sollte dein Rigger genau wissen, was er tut und wie er es tut.

Was du für Shibari brauchst

Kennst du die ersten Grundlagen, benötigst du das passende Equipment. Technisches Lernen steht vor dem praktischen Ausprobieren, da Shibari anspruchsvoll und fordernd ist.

Eines der wichtigsten Materialien ist das passende Seil. In Japan werden traditionell Hanfseile genutzt, denn sie erzeugen grifffeste Knoten und haben eine grobe Oberflächenstruktur. Alternativ dazu kannst du Jute- oder Baumwollseile verwenden. Letzteres ist zwar weniger haltbar, dafür aber weicher auf der Haut.

Die ersten Knoten

Shibari-Experten kennen Dutzende Knoten, die sie in unterschiedlichen Facetten ausprobieren. Es gibt aber drei Standards, die dir den Einstieg erleichtern.

  • Single Column Tie: Dieser Knoten ist ein Basisknoten, mit dem Du einen Fuß und eine Hand fesseln kannst. Beherrschst du ihn, kannst du erste Knotenmuster erzeugen.
  • Double Column Tie: Dieser Knoten fesselt Füße oder Hände aneinander. Er ist etwas aufwändiger, lässt sich aber noch problemlos lernen.
  • Karada: Dieser Knoten ist komplizierter und wird genutzt, wenn du den gesamten Körper deines Gegenübers fesseln willst. Hier solltest du zunächst ohne Partner üben, um die Knotentechnik zu perfektionieren.

Fessle deinen Partner erst, wenn du weißt, wie sich das Seil auf Zug verhält. Wenn du einen Knoten zu fest ziehst, drohen Nervenschäden und Druckschäden der Haut. Am besten übst du an dir selbst, um ein Gespür für das Verhalten des Seiles zu bekommen.

Wichtig: Habe immer eine Schere griffbereit, um das Seil im Notfall sofort zu lösen. Sie sollte nicht spitz, sondern abgerundet sein. So verhinderst du, dass du im Notfall in die Haut schneidest.

Fazit: Shibari und Kinbaku sind (fast) identisch

Im allgemeinen Sprachgebrauch werden Shibari und Kinbaku fast immer für dieselbe Praxis verwendet. Nur echte Japan-Experten sehen darin einen (kleinen) Unterschied. Hier wird Kinbaku dann oft als fortschrittlichere Variante zu Shibari verwendet. Beide Praktiken stammen aus Japan und gehören zu den erotischen Fesselkünsten. Sie sind mit dem europäischen BDSM vergleichbar, Ästhetik geht hier aber vor Immobilisierung. Für Laien ist es schwierig, Shibari zu lernen. Oft braucht es Kurse oder Workshops von erfahrenen Praktikern, um den Einstieg zu schaffen. Wenn du Lust drauf hast, probiere es aus. Vielleicht gibt es auch in deiner Stadt einen (Online)-Workshop, der dich fesselnder Leidenschaft näherbringt.

Schreibe einen Kommentar

© 2024, Tom Rocket's